Logitech hat sich im Laufe der Jahre einen Namen für erschwingliche PC-Rennlenkräder gemacht, vor allem mit dem G29 aber auch mit dem G920 bzw. G923. Zugegeben, im Laufe der Jahre wurde das Lenkrad nicht neu erfunden und es war mehr oder weniger dasselbe Produkt mit kleinen Verbesserungen, aber es geht auch anders. Das Logitech Pro Racing Wheel und die Pro Racing Pedals sind eine erschreckend leistungsstarke Kombination für Rennsimulationen. Das zahnradgetriebene Motorsystem, das man so oft in den Lenkrädern von Logitech findet, ist verschwunden. Stattdessen verfügt das Pro Racing Wheel über einen direkt angetriebenen Motor, der euch ordentlich durchschütteln wird. Wie sich das Kraftpaket in der Praxis schlägt, lest ihr im Test.
Eindrücke und Funktionen
Wie man es sich bei diesem Preis erwarten kann, sind die Verpackung, die Materialien und die Verarbeitungsqualität erstklassig. Der Star der Show ist das Lenkrad selbst, das mit Leder über einem Metallrahmen ummantelt ist. Es fühlt sich gut an, und mit seinem grauen Finish und den blauen Akzenten wirkt es nicht wie ein Spielzeug, wie es bei Konsolen kompatiblen Rädern oft der Fall ist. Ein weiterer netter Aspekt ist der etwas größere Durchmesser des Lenkrads. Die meisten Sim-Racing-Lenkräder haben einen Durchmesser von 270 bis 280 mm, aber das G PRO kommt mit 300 mm.
Die Tasten sind aus glattem Kunststoff, haben ein gutes taktiles Feedback und sind leicht mit den Daumen zu erreichen. Auch der kleine Steuerknüppel ist sehr angenehm zu bedienen. Er ist flink und die Navigation durch die Menüs geht problemlos von der Hand. Eine weitere nette Idee sind die Steuerknöpfe, die in den unterstützten Spielen für eine Vielzahl verschiedener Aufgaben programmiert werden können.
Auf der Rückseite des Lenkrads befinden sich magnetische Schaltwippen aus Metall und zwei Kupplungswippen. Die Schaltwippen bieten ein befriedigendes Klacken, wenn man sie zieht, und die analogen Kupplungswippen sind geschmeidig und haben einen schönen Bewegungsbereich.
Nichts für den kleinen Geldbeutel
Das Logitech Pro Racing Wheel und die Pro Racing Pedals sind Produkte, die sich an ernsthafte Rennsimulationsfans richten. Das G Pro Racing Wheel ist das erste Direct Drive-Lenkrad des Herstellers und verfügt über TRUEFORCE, das fortschrittliche Software/Hardware-Paket, das mit dem G923-Lenkrad eingeführt wurde. Diese Technologie wird von den einen gemocht und von den anderen abgelehnt. Doch diesmal ist nicht TRUEFORCE das große Thema, sondern der Übergang zu einem Direct Drive-Motor, der eine echte 1:1-Leistung, eine längere Lebensdauer und ein stärkeres Force-Feedback bietet.
Das Alles hat auch seinen Preis! Das G PRO Racing Wheel kostet 1.100€ und die dazugehörigen G PRO Racing Pedale werden separat für knapp 400€ verkauft, so dass sich die Gesamtkosten des Pakets auf 1500€ belaufen. Es ist in zwei Versionen erhältlich, von denen eine mit der Xbox-Series und der Xbox One kompatibel ist, die andere mit der PlayStation 4 und 5. Beide Modelle sind natürlich auch vollständig mit Windows-PCs kompatibel.
Trueforce – der Gamechanger
Das G PRO Racing Wheel verfügt über einen direkt angetriebenen Motor, der ein beeindruckendes Drehmoment von 11 Newtonmetern erzeugt. Zum Vergleich: Das klassische Logitech G29 hat nur etwas mehr als zwei Newtonmeter, und das Fanatec Gran Turismo DD Pro hat mit seinem optionalen „Boost Kit“-Zubehör bis zu acht.
Bei dieser Art von Drehmoment aus einem Direktantriebsmotor ist die Kraftrückführung stark, gleichmäßig und reaktionsschnell. Obwohl man das Lenkrad wahrscheinlich nicht in der höchsten Einstellung verwenden wird, ist es schön, einen so breiten, dynamischen Leistungsbereich zu haben, aus dem man Nutzen ziehen kann.
Was dieses Lenkrad jedoch wirklich auszeichnet, ist die von Logitech entwickelte „TRUEFORCE Feedback Technology“. „TRUEFORCE“ sind im Wesentlichen Hochfrequenzvibrationen, die die feineren Empfindungen beim Autofahren simulieren, wie z. B. das Scheuern der Reifen beim Untersteuern in einer Kurve oder die Vibrationen eines Rüttelstreifens. Diese Effekte scheinen sogar einen räumlichen Bezug zu haben. Wenn man beispielsweise mit den linken Reifen über einen Rüttelstreifen fährt, fühlen sich diese Vibrationen auch so an, als kämen sie wirklich von der linken Seite des Rades. Das ist sehr überzeugend und gut umgesetzt.
Wie bereits erwähnt, wurde die TrueForce-Technologie erstmals im Jahr 2020 mit dem Logitech G923 vorgestellt, schlug damals aber nicht allzu viele Wellen, da sie in einem Lenkradmodell implementiert wurde, das im Grunde nur eine Auffrischung des älteren G29 war. Mit seinem Direktantriebsmotor bietet das G PRO eine Reihe von Empfindungen, die selbst die leistungsstärksten Räder mit Direktantrieb nicht erreichen können. Noch besser ist, dass diese höherfrequenten Vibrationen vollständig einstellbar sind, so dass man sie so intensiv oder subtil wie gewünscht erleben kann.
Natürlich sind nicht alle Spiele mit TrueForce kompatibel, aber die meisten beliebten Titel unterstützen die Technologie, darunter Gran Turismo 7, Assetto Corsa Competizione, Dirt Rally 2 und iRacing – leider nicht der Euro Truck Simulator…
Vor allem Dirt Rally 2 wird durch TrueForce mit dem G PRO-Lenkrad völlig verändert und es fühlt sich wie ein komplett neues Spiel an. Schotterstraßen erwachen zum Leben, man spürt den Rand der Strecke und die versteckten Unebenheiten der Fahrbahn, man spürt, wie der Motor das Fahrgestell vibrieren lässt, wenn die Drehzahl steigt, und man kann ein befriedigendes Klacken hören, wenn das Getriebe schaltet.
Bei Assetto Corsa Competizione erlebt man nicht ganz den gleichen drastischen Leistungssprung wie bei Dirt Rally 2, aber das G PRO und TrueForce bringen noch mehr Details und ein noch intensiveres Fahrgefühl in dieses Spiel, welches bereits über ein hervorragendes Force-Feedback verfügt.
Anpassbare Einstellungen
Die Basis verfügt über ein kleines OLED-Display, über das man die erweiterten Einstellungen des Lenkrades vornehmen kann. Um auf das Einstellungsmenü zuzugreifen, drückt man eine kleine Taste auf der Vorderseite des Lenkrads und dreht dann den linken Knopf, um die Option zu markieren, die man anpassen möchte. Der Drehknopf selbst funktioniert ebenfalls wie eine Taste, d. h. man drücken ihn, um eine Option auszuwählen, und dann erneut, um sie zu bestätigen.
Fünf Konfigurationsprofile können im Speicher des Lenkrads abgelegt werden, so dass man die Einstellungen für verschiedene Autos oder Spiele gruppieren und schnell zwischen ihnen wechseln kann. Eine Sache, die man an dieser Stelle erwähnen muss, ist, dass alle diese Einstellungen während des Spiels angepasst werden können. Die Finger der linken Hand sind ganz natürlich gekrümmt, um den linken Einstellknopf zu erreichen, ohne die Hand vom Lenkrad nehmen zu müssen, so dass man in Echtzeit sehen kann, wie sich die Einstellung auf das Spielerlebnis auswirkt. TOP!
Die Option „Kompatibilität“ ist wichtig, da sie die Verwendung des Lenkrads mit Spielen ermöglicht, die noch keine offizielle Unterstützung für das G PRO haben.
Schließlich haben wir noch die G PRO Racing-Pedale, die separat erhältlich sind und über USB mit dem Lenkrad verbunden werden. Die Pedale sehen großartig aus und haben auf dem Papier scheinbar alles, was man sich zu diesem Preis wünschen würde, einschließlich eines Kraftzellensensors. Sie haben ein modulares Design, so dass man jedes Pedal genau dorthin bewegen kann, wo man es haben möchte. Jedes Pedal kann auch fester oder weicher gemacht werden, indem die Federn bei Gas und Kupplung oder die Elastomere im Bremszylinder ausgetauscht werden.
Das wichtigste und interessanteste Pedal der drei ist die Kraftzellenbremse. Sie kann mit einem Pedalweg von nur 18 mm recht steif oder mit 41 mm Weg weich eingestellt werden. Im Auslieferungszustand sind die Pedale auf 33 mm konfiguriert. In dieser Einstellung fühlt es sich an wie ein Standardpedal“ anderer Marken, mit Gummiunterstützung am unteren Ende des Pedalwegs. Es gibt hauptsächlich Positionsdaten, bis man ungefähr 50% Bremskraft erreicht, und von da an muss man Druck ausüben, um 100% zu erreichen. Das Bremspedal ist zwar ein großer Schritt in die richtige Richtung, kann aber nicht mit den CSL- oder Clubsport-Modellen von Fanatec mithalten.
Um es klar zu sagen: Die G PRO Racing Pedals sind nicht „schlecht“ – aber es ist einfach eine Frage der Perspektive. Wenn man von einem einfachen Logitech- oder Thrustmaster-Pedalsatz kommt, wird man wahrscheinlich sehr beeindruckt sein. Ist man jedoch etwas Hochwertigeres gewohnt, könnte man eventuell enttäuscht sein.