Wer hätte es gedacht! Nach fast vier Dekaden darf Powerfrau Zelda, deren Name die Abenteuer von Link ja bekanntlich stet einleitet, die Hauptrolle übernehmen. „The Legend Of Zelda: Echoes Of Wisdom“ will dabei alte Formeln wiederaufleben lassen, mischt dabei aber auch neue, spannende Elemente mit rein, was ein bekanntes aber gleichzeitig neues Zelda-Gefühl hervorruft.
Ende gut alles gut?
Eher nicht, denn das neue Abenteuer im bekannten Reich Hyrule beginnt eigentlich mit einer Art Ende von Links Reise. Wir schlüpfen sogleich in den grün gewandeten Helden, der schon einiges hinter sich gebracht haben dürfte, besitzt er doch schon die maximalen 20 Herzen, ein recht potent wirkendes Schwert, das Hyrule Schild sowie den starken, aufladbaren Rundumschlag.
Und da steht er auch schon vor einem blauen Unhold, der die Titelgebende Prinzessin entführt und in einen Kristall eingesperrt hat. Zelda hat keine Ahnung von ihrer Rettung und auch nicht, wer der grüngewandete Kämpfer ist, der ihr zur Hilfe eilt. Link verkloppt samt Pfeil und Bogen, sowie Bomben den Bösewicht, wird dann aber samt dem besiegten Scheusal in einen Riss gezogen. Also doch: „Nach dem Abenteuer, ist vor dem Abenteuer“, trifft es wohl besser.
Das erste Abenteuer, das dem Namen gerecht wird
Seit mittlerweile fast 40 Jahren heißt die Serie „The Legend Of Zelda“, die titelgebende Dame durfte aber bisher noch nie selbst in ein Abenteuer, wenn man mal irgendwelche Spin-Ofs wie Mario Kart oder Smash Brothers, in der man sie auch teilweise steuern konnte, wegrechnet. Mit The Legend Of Zelda: Echoes Of Wisdom darf nun die Königstochter auch ihren Heldenmut beweisen, denn als sie nach Hause kommt, öffnen sich immer mehr Risse in denen auch weitere Behner Hyrules verschwinden beziehungsweise weggezaubert werden. Noch dazu kommen im Austausch dazu Unholde aller Art aus den Löchern gekrochen und zu allem Überfluss, werden der König und seine treuesten Diener vor den Augen Zeldas gehirngewaschen, beziehungsweise durch „Doppelgänger“ ausgetauscht und werfen sie kurzerhand in den Kerker und good old King erwägt sogar eine Hinrichtung.
Aber eine gütige Prinzessin hat ihre treuen untergebenen, die zwar an der Schuld zweifeln, wird doch Zelda, die mittlerweile echt an Stockholm-Syndrom leiden müsste, für all das verantwortlich gemacht. Zur Hilfe eilt ihr aber Tri, eine Art Elfe, die wie einst Navi für Link als Hilfe dienen soll. Zudem bringt Tri auch gleich des Rätsels Lösung mit und meint, mit Hilfe von Zelda, könne sie verschwundene Bewohner und so auch Link, eventuell mit vereinten Kräften zurückholen. Dazu müssen die beiden aber erstmal aus dem Kerker.
In der Magie liegt die Kraft
Dass man nun das Moveset von Link umsonst im Tutorial (vorerst) gelernt hat, überrascht nicht, denn Zelda wird natürlich kein Schwert schwingen, dafür bekommt sie aber von ihrem Sidekick sogleich einen Zauberstab in dem dessen Kraft innewohnt, geliehen.
Nun kann unsere neue Heldin damit Objekte, wie den Tisch in der Zelle „merken“, um dann per Tastendruck sogenannte Echoes von diesen Dingen zu erschaffen. In diesem Fall kann man eine Kopie des Tisches an eine Wand stellen, um über eine kaputte Wand aus der Zelle zu flüchten. Bald stoßen die beiden aber auf patrouillierende Wachen und da ist auch klar, dass mit so einem Holztisch sich eher schwertut, um Gegen Speere und Schwerter zu bestehen. Darum ist hier „schleichen“ Trumpf. Mit gestapelten Tischen und Kisten, schwingen wir uns auf ein Bücherregal, lenken die Königsgarde mit scheppernden Krügen ab und umgehen die eher wenig aufmerksamen Rittersleut.
Weitere Items wie die ein dicker Steinblock, mit dem man die Sicht aber auch die kompletten Laufwege der Gegner blockieren kann oder andere Gegenstände, die man um Wachen in bestimme Richtungen zu locken auch wunderbar lautstark werfen kann, kommen zum Einsatz. Bei ihrer Flucht trifft sie auch auf eine weitere von diversen Verbündeten, nämlich eine alte Bekannte aus anderen Abenteuern, die weise und hilfsbereite Impa. Mit mitgebrachter Wechselkleidung und dem Umhang von Link kann Zelda von nun an etwas mehr inkognito agieren. Zudem gibt es nach einer saucoolen Yoda-Einlage, in der die alte Vettel einige Wachen ummäht, noch ein Notizbuch samt Karte von Hyrule.
Das Sammeln von neuen Echos und anwenden macht Spaß und lässt sich vielseitig kombinieren, jedoch ist die Anzahl an Objekten begrenzt, sodass der Bauspaß bald ein Ende hat. So lohnt es auch oftmals gerade falsch platzierte Echoes gleich wieder zu löschen, einfach per Knopfdruck. Hält man die dazugehörige Taste länger, verschwinden alle Objekte. Außerdem wäre es kein Zelda-Titel, müsste man mit all seinen Fähigkeiten und Gadget, immer wieder kleinere Umgebungsrätsel lösen. Sollte man bei einem Rätsel nicht weiterkommen, sollte man nicht verzagen, da Tri im Verlauf des Spiels mehr als drei benötigte Dreiecke dazugewinnt und somit mehr Bauspaß möglich ist. Jeder Gegenstand hat dabei nämlich einen Wert. Wird der Gesamtwert überschritten, also gehen Tri die Dreieckchen an seinem Schweif aus, verpufft der erstgezauberte Gegenstand.
Auch die Umgebung lässt sich damit beeinflussen oder nutzbar machen. Betten können beispielsweise über Wasserpassagen oder Abgründe helfen, stapelt man sie zu einer Brücke, mit Feuerschalen können kalte Gegenden erträglich machen und mit duftendem Fleisch, lockt man diverse Unholde aus ihren Verstecken. Die Möglichkeiten sind hier mannigfaltig und auch oft nötig, da sich Zelda anfangs nur indirekt den Gegner erwähren kann.
Zelda fängt sie alle?
Der Zauberstab ist und bleibt ein zentrales Element des Spiels. Auch im Kampf ist dieser von Nöten, da Zelda meist Gegner nicht direkt angreift. So könnte man stets Steine herzaubern und auf die Feinde werfen, doch was Ash konnte, kann Zelda schon lange und „merkt“ sich mit dem Zauberstab einfach auch alle bisher besiegten Gegner, die man dann wiederum als verbündetes Echo „ruft“ und in den Kampf schickt. Das kann ein sogenannte Gürtelpraller sein, der sofort auf Gegner mit voller Wucht zurollt, Fledermäuse, die auf fliegende Gegner losgehen oder auch verschiedene Fernkämpfer mit unterschiedlicher Standhaftigkeit und Waffenarsenal. Kleine Feuer Kerzol zünden Umgebung und Gegner effektiv an, die berühmten Oktoroks kann man auch auf Wasser platzieren, um auf ihre Feinde zu feuern und das mächtige Killeranas pflügt Gegner mit seiner Drehbewegung um.
Aber auch diese Echoes brauchen wir in der Welt, um Rätsel zu lösen, an bestimmte Orte zu kommen oder die Umgebung zu verändern. Das erwähnte Kerzol kann uns Feuerstellen anzünden, was oft Türen öffnet, der Gürtelpraller räumt uns stachelige Gegner aus dem Weg und mit dem Seil der Seitula Spinne klettern wir in 2D-Abschnitten auf höhere Ebenen, sofern eine Decke zum festkleben vorhanden ist. Auch hier war Nintendo wieder äußerst kreativ und bringt ein interessantes neues Elemente in die Welt von The Legend Of Zelda.
Zelda mächtiger als Link?
Mit ihrem Zauberstab und schier unendlicher Auswahl an Gegenständen und Monstertypen, die sie nach kurzer Spielzeit schon mit sich trägt, ist Zelda nicht nur vielseitig sondern auch eine echte Killermaschine, doch Tri hat noch weitere Tricks auf Lager. So kann man durch ihn später mit Objekten oder Gegnern in Einklang kommen. Das bedeutet, dass Tri in das gewünschte Ziel taucht und eine direkte Verbindung zu Zelda herstellt. Bewegt sich die Heldin nun, bewegt sich das Objekt einfach mit. Auch das wird für Schalterrätsel benötigt, da die Fähigkeit auch Höhenunterschiede mitmacht. Außerdem können Gegner aus dem Highground entfernt werden und unter großen Felsen verbergen sich auch gern mal Geheimgänge.
Wem der Beschwörungs-Kampf zu mühsam ist, der darf sich recht bald auch doch direkt in den Kampf werfen. Hat Zelda nämlich eine Kopie von Link besiegt, erhält sie sein Schwert, das sogenannte Schwert der Stärke, dass sich bei einem netten NPC auch noch weiter schmieden lässt. Für gefundene und recht seltene Kristalle der Stärke, werden so entweder Schaden oder die Zeit der Verwendung erweitert. Zelda kann sich ab sofort nämlich in eine Art Schatten von Link verwandeln und besitzt dadurch nicht nur sein Schwert, sondern auch seine Skills, wie den Rundumschlag und sogar das Hyrule-Schild, um zu blocken. Eine Leiste, die man mit Energie füllen muss, diese fliegt jedoch gerne mal herum oder spawnt nach dem man Monster erledigt hat, sollte dabei im Auge behalten werden, ist diese nämlich leer, verwandelt sich Zelda zurück und hat wieder ihren Zauberstab in Händen.
Keine Zeit zum Essen – Smoothie-Time!
Wozu kochen, wenn es Smoothies gibt? Das sollte Zelda ihrem guten Link aber bald mal beibringen, denn das Kochen in Breath Of The Wild war mühsam und zeitaufwendig. Bei einem netten Deku-Mixer kann Zelda eingesammelte Items wie Äpfel, Chilis, Milch und auch Teile der Monster zu einem Smoothie mit Heilfaktor und Zusatzeffekten herstellen lassen.
Das geht flott und benötigt stets nur zwei Zutaten, wodurch man hier nicht mit Loot zugebombt wird und man stets abwägen muss, was man wie mischt. Dadurch entstehen interessante Rezepte, die vor Eis oder Feuer schützen, die Rüstung erhöhen oder euch einfach nur heilen, wenn es brenzlig wird.
Wird es einem Legend Of Zelda Titel gerecht?
Das auf jeden Fall, denn die liebevoll gestaltete und knuffige Retro-Grafik mag zwar zeigen, dass die Switch schon länger technisch am Ende ihrer Tage ist, doch Nintendo hat da nochmal alles raus geholt, bekannte und neue Gebiete von Hyrule wunderbar in Szene gesetzt und auch so manch Easter-Egg platziert. Fanservice gibt es durch die Gegenden, Charaktere und Items sowieso und der grandiose Soundtrack, der vorrangig Neuinterpretationen bekannter Zelda-Themen beinhaltet, ist auch über jeden Zweifel erhaben.
Ob denn Nintendo nicht auch endlich mal auf eine ordentliche Sprachausgabe umstellen und auch den oder die Protagonist*in zu Wort kommen lassen sollte, bleibt weiterhin eine Streitfrage. Ich finde, dass dies schon längst überfällig wäre. Auch wenn es nicht allzu umfangreiche Dialoge gibt, ist die Leserei schon sehr mühsam. Aber das ist meckern auf hohem Niveau.