Das Universum rund um die beiden Filme A Quiet Place wird mit einem digitalen Ableger auf den Konsolen und am PC erweitert. Spieladaptionen sind immer so eine Sache … Besonders im Horror-Genre gab es dazu in der Vergangenheit Juwelen aber auch Kieselsteine im Schuh. Derzeitig gibt es extrem gute Ableger dieses Genre, was eine starke Konkurrenz für A Quiet Place: The Road Ahead darstellt. Innovativ ist der Einbau von Geräuschen in das Spielgeschehen. Dies reicht sogar soweit, dass ihr euer Headset mit einbinden könnt und somit euer (reales) Atmen im Gaming Sessel das virtuelle Monster anlockt. Ob sich A Quiet Place – The Road Ahead bei Alien Isolation oder doch bei den Kieselsteinen wiederfindet, erfahrt ihr im Review.
Ein schweres Schicksal …
Wir starten unsere Geschichte als junge Frau Alex, welche ähnlich der Filminhalte mit der unvorhergesehenen außerirdischen Invasion natürlich schwer überfordert ist. Entgegen den Filmen, welche einige Zeit nach der Invasion angesetzt sind, wird uns zu Beginn und auch während der Geschichte Tag 1 und die direkt darauffolgenden Tage nähergebracht, was durchaus viel Horror-Potenzial in sich trägt. Alex durchlebt im Verlauf immer wieder durch Flashbacks und Erinnerungen die damaligen Geschehnisse und zeigt uns somit einigen Einblick in die horrorhafte Vergangenheit.
Für jene, welche die Filme noch nicht kennen, sei nicht zu viel verraten. Wichtig ist jedoch zu wissen, dass die vierbeinigen, übergroßen Aliens extrem auf Geräusche reagieren. Kaum einen Sehsinn orientieren sich die mörderischen Bestien rein am Gehör. Das Fazit daraus: DON’T MAKE A SOUND! Mit dieser Prämisse „leben“ die Überlebenden der Invasion mehrere Tage oder gar Jahre bereits. Das schließt die Kommunikation untereinander, aber auch das Leben als solches ein. Keine geräuschbringenden Tätigkeiten oder Geräte mehr nutzbar. Die menschliche Zivilisation als solche ist in die Steinzeit zurückversetzt.
In diesem Szenario wird Alex mit einem oder gar mehreren Schicksalen hineingeworfen. Nicht nur, dass Sie bei der Invasion geliebte Menschen verliert, ist sie zudem auch noch Asthmatikerin. Das bedeutet, dass sie regelmäßigen Medikamentenkonsum benötigt und bei Ausbleiben oder stressigen Situationen zum Hustenanfall neigt. Nicht gerade ideal für die neue Situation.
Zudem steht ihr auch noch eine „schwierige Situation“ bevor. Es sei nicht zu viel verraten. Filmkenner wissen entsprechend schon Bescheid. Leider wurde hier stark vom Film kopiert, was ich mir ehrlicherweise anders gewünscht hätte. Dennoch passt das ganze rund auf die BluRay als spielbarer Inhalt zusammen.
Bibliotheks-Regeln sind also doch wichtig!
Mehr verliere ich auch schon nicht mehr zur Geschichte. Den Rest müsst ihr selbst herausfinden. Der Alltag von Alex und den anderen Überlebenden ist daher recht still. Man verschanzt sich, spricht kaum und verbringt sein gefährdetes Leben im Stillen. Dennoch sind natürlich die Mittel knapp und die Überlebenschancen im Freien sehr gering. Die Überlebenden haben sich daher einige Mechanismen geschaffen, welche auch im Spiel selbst überaus gut zur Anwendung kommen.
Don’t make a Noise
Einfach zu verstehende Regel. Schwierig jedoch in der Umsetzung. Wir steuern Alex vorbei an vielen offenkundigen Geräuschquellen. Natürlich laufen wir nicht in die herumstehenden Blechkanister hinein, weichen den herabhängen Dosen als Alarmsystem aus und vermeiden geräuschvolle Aktionen, wie das Auftreten diverser Türen. Schwieriger wird dies jedoch bei unterschiedlichen Bodenverhältnissen, notwendige Aktionen, um weiterzukommen oder in stressvollen Situationen, wo sich Alex’s Asthma meldet.
So verursachen wir auch auf leisen Solen und langsamen Schritten doch Geräusche! Egal welcher Untergrund. Ob Holz, Beton, Waldboden … alles macht mehr oder weniger Geräusche. Lediglich das Gehen auf Sandwegen, welche in Verstecke oder Gebäude angefertigt wurden, ist nahezu geräuschlos. Daher ist auch das Schleichen über den Waldboden nur mit wenigen, aber doch vorhandenen Geräuschquellen möglich. Die extrem realistisch angehaltene Sound-Mechanik im Spiel macht einem dies relativ schnell bewusst.
Wer nun denkt, dass man sich einfach in eine Ecke oder ein Gebüsch verkriechen kann, bis die monsterhafte Gefahr vorüber trottet, irrt leider. Je näher die Aliens an Alex herankommen, desto mehr Stress wird Alex ausgesetzt und desto schlimmer meldet sich ihr Asthma. Zu viel Stress verursacht dermaßen Stress auf der Lunge, dass Alex zu husten beginnt, was den fixen Tod mit sich zieht. Es gilt diesen Stress somit zu vermeiden. Ausweichen, Abstand halten oder mittels Medikamente und Asthma-Sprays. Letzteres ist jedoch wiederum eine starke Geräuschquelle. Auch körperliche Anstrengungen, wie Hindernis-Überquerungen, Tragen von schwereren Gegenständen oder schlichtweg Laufen birgt Gefahr einen Anfall auszulösen. Es sei also wohl überlegt welche Tätigkeiten in welchem Umfeld angewendet werden.
Achte stets auf die Umgebung
In der Welt von A Quiet Place – The Road Ahead gibt es viel Nutzbares. Seid euch allerdings bewusst, dass jede Aktion mögliche Konsequenzen in sich trägt. Gerne erinnere ich mich an die knarzende Türanimation in Resident Evil. In diesem Spiel ist es das letzte, was man hören möchte. Türen werden nämlich durch Joystick-Auslenkung geöffnet. Je weniger ausgelenkt wird, desto langsamer wird die Türe geöffnet in der Hoffnung, wenige bis keine Geräusche zu verursachen. Ein Kanisterchen Öl haben wir leider für die Scharnieren nicht dabei. In meiner gesamten Spielkarriere habe ich noch nie dermaßen langsam Türen öffnen wollen! Jede Tür birgt somit Gefahr entdeckt zu werden. Also wählt eure Wege sorgfältig.
Neben offenkundigen Geräuschquellen ist auch die Bodenbeschaffenheit immens wichtig. Latscht ihr durch eine Pfütze oder gar über Scherben oder Geröll, lenkt dies starke Aufmerksamkeit auf euch. Es ist daher nicht nur wichtig, dass ihr den Raum vor euch lebend durchquert, sondern auch wie. Oftmals muss man umständliche Routen im Raum oder an Ort und Stelle in Kauf nehmen, um wirklich geräuscharm durch die Kulisse zu kommen. Jeder Untergrund gibt soundtechnisch sehr gutes Feedback, dass euch sofort aufhorchen lässt, wenn sich einmal ein Fehler abzeichnen lässt.
Nutzt was vorhanden ist
Auch dieses Prinzip lässt sich auf einige Horror-Spiele anwenden. Rare Gegenstände und Ressourcen sind ein wichtiger Bestandteil der Horror-Szenerie. Auch so in A Quiet Place – The Road Ahead. Es gibt wenig und selbst das muss passend richtig eingesetzt werden. So erhaltet ihr zu Beginn des Spiels ein Gerät zur Geräusch-Detektion. Es misst stehts die aktuellen Geräusche mit der allgemeinen Umgebungskulisse. Sprich eure verursachten Geräusche mit der allgemeinen Umgebungsgeräuschkulisse. Es zeigt euch somit um wie viel ihr zu laut oder gar leise seid im Verhältnis zu allem anderen.
An windigen Passagen oder nahe einem Wasserfall könnt ihr euch somit etwas mehr erlauben als in totenstillen Räumen. Daher müsst ihr euch an eure Umgebung stehts anpassen. Zudem ist es oftmals auch sehr dunkel. Die mitgeführte Taschenlampe bringt wortwörtlich Licht ins Dunkel. Jedoch ist die haltende Hand für den Geräuschmesser dann belegt und ihr müsst eure Geräuschkulisse erahnen.
Graues Rauschen
Wie bereits oben beschrieben ist die Spielmechanik von A Quiet Place – The Road Ahead ein klein wenig anders als in vergleichbaren Titeln. Das Hide-and-Seek-Spielchen, welches wir bereits aus Alien: Isolation kennen ist hierzu noch etwas verfeinert worden. Auf die Spitze könnt ihr das Ganze treiben, indem ihr auch euer Headset Mikro aktiviert und einbindet. So werden auch eure „realen“ Geräusche mit aufgenommen und fließen in das Spiel mit ein. Lautes Atmen oder gar Chips-Essen ist daher eher schlecht zu bewerten. Ich hätte mir nicht gedacht, dass es der Atmosphäre so viel zuträgt. War jedoch überrascht, welche zusätzliche Atmosphäre eine absolut stille Spielumgebung mit sich zieht … bis dann der naheliegende Kühlschrank-Kompressor anläuft und einem dadurch im Spiel Aufregung beschert … naja.
Technisch lässt sich A Quiet Place – The Road Ahead nur mit ausgesprochen gut bewerten. Für Exzellenz hätte ein größeres Budget hermüssen. Der jedoch umgesetzte Umfang und Inhalt sind ausgesprochen gut. Die Umwelt wirkt beabsichtigt tot und die Atmosphäre der Schauplätze ist extrem gut gelungen. Lediglich mehr Gore hätte ich mir gewünscht. Die auffindbaren Leichen sehen eher wie schwarzangemalte Puppen aus als Überbleibsel von menschlichen Personen. Hier hätte ein wenig mehr Abscheulichkeit die Horror-Sahne aufgesetzt.
Auch die Spielmechanik ist durchaus gut gelungen. Die Steuerung ist ausreichend feinfühlig, um die langsamen Sequenzen gut ausführen zu können. Die eingebrachten Aktionen und Wege, die beschritten werden müssen, sind stilvoll in Szene gesetzt und passen gut in die Horrorumgebung hinein.
Lediglich die Szenarien sind mit fortschreitendem Spielen stark wiederholend und repetitiv. Alex wird oftmals in etwas offenere Umgebungen geschmissen, in denen es schlichtweg heißt: Komm an dem Ding vorbei! Dabei patrouilliert das Alien eine fixe Strecke ab und wir müssen uns einen passenden Weg daran vorbei bahnen. Dieses Prinzip wiederholt sich öfters und ist mit der Zeit etwas monoton. Auch wenn sich das Alien durch Flaschen oder andere Geräuschquellen ablenken lässt, handelt es sich immer um die gleiche Vorgehensweise, die auf längere Sicht gesehen wenig motiviert.