Mit Atomfall kommt eine weitere düstere Weltuntergangsgeschichte in die Spielewelt hinzu. Große Titel warten in diesem Genre auf, die im Vergleich eindeutig mehr Budget aufweisen als Rebellion zugesprochen bekommen hat. Dennoch wirkt der Action-Ego-Shooter auf den ersten, zweiten und dritten Blick interessant und innovativ. Ob der Titel zur Bosten Tea Party einlädt oder doch nur british Nonsens ist, erfahrt ihr im nachfolgenden Review.
Kein Gedächtnis, kein Problem
Wie beginnt Atomfall wohl geschichtlich? Richtig! Wir wachen in einem verfallenen Bunker auf ohne Gedächtnis und ohne Ziel. Sogleich werden wir in eine quarantänisierte Zone geworfen, in der Chaos und Unordnung herrscht. Nahegelegen ein zerstörter Atomreaktor mit sichtbaren Anomalien herum. Was ist hier geschehen? Keinen Plan. Finden wir es raus? Aber sicher doch! Retten wir dabei die Welt nebenbei? Wenn es sein muss …

Dieser Absatz erklärt den Plot von Atomfall umfassend. Zugegeben … da steckt nicht viel Neues drinnen. Dennoch hat mich die Geschichte von Minute eins an gepackt. Vielleicht weil ich Weltuntergang liebe (bitte nicht falsch verstehen) und Detektivarbeit immer schon ein insgeheimes Hobby von mir war.
Wir sind namenlos und wissenslos. In der nahegelegenen abgeriegelten Stadt werden wir kurz informiert, dass die Anwohner in Quarantäne sind und der nahegelegene Atomreaktorunfall etwas damit zu tun haben muss. Jeder scheint mehr zu wissen, will uns aber nichts erzählen. Klassisch. Nach und nach nehmen wir kleine Aufgaben an und gewinnen das Vertrauen der Leute. Mehr und mehr wird uns erzählt. Dabei gibt es unterschiedliche Ansichten wie es zu der Katastrophe kam und wie es ausgehen sollte. Jede Fraktion sieht das Geschehen anders und wünscht sich einen anderen Ausgang, welchen wir herbeiführen sollen.
Die Fraktionen reichen von naturverbundenen Druiden, über wachsame Soldaten, hin zu übernatürlich erscheinenden Mutanten … achja … und da wäre noch eine rote Telefonzelle, dessen unheilvoller Anrufer ebenfalls seinen Einfluss auf uns geltend machen will.
Wem glauben wir? Wem nicht? Welchen Ratschlägen folgen wir und welche Meinung boxen wir mit Granaten und Gewehren durch? So viel sei erwähnt: Je nach Entscheidungen kann die Geschichte sinnvoll logisch bis hin zu chaotisch wirr verlaufen.
Druiden, Seuche und ein Atomreaktor
Spielerisch kann ich leider wenig Neues berichten. Das ist aber mitunter nicht negativ. Wir laufen in gewohnter Ego-Shooter-Manier herum und arbeiten Quests ab. Wir sammeln, wir töten, wir suchen. Kennt man, hat sich aber bewährt.
Wir ballern uns mit einem in Mitleidenschaft gezogenem Waffenarsenal durch die Gegnerscharren. Die Gewehre sind verrostet und Munition ist rar. Man muss sich Knüppelhärterem Bedienen, um zu Überleben. Die Waffenvielfalt ist mehr als überschaubar und spürbar nebensächlich. Man kann Waffen schlechteren Stati miteinander kombinieren, um bessere Stati zu erhalten. Mehr Schaden und Zuverlässigkeit winkt. Sinnvoll aber bekannt.

Das Crafting-System ist ebenfalls überschaubar. Wir sammeln an die 15 unterschiedlichen Materialen um diverse Helferlein herzustellen. Dessen Rezepte müssen erst gefunden und erlernt werden. So gibt es eine gewisse Lernkurve das Spiel über und man ist gezwungen in den unterschiedlichen Bunkern genau hinzusehen. Zu finden gibt es reichlich und es sind auch gute, knifflige Aufgaben mit Belohnungen ausgesteckt. So finden wir zum Beispiel einen Metalldetektor, welcher anschlägt, sobald man in die Nähe eines vergrabenen Schatzes kommt. Spaßig.
In der zerrütteten und auseinanderfallenden Welt thront im Hintergrund ständig der halb zerstörte Atomreaktor, den es als Hauptziel zu erforschen gilt. Dazu müssen wir in einem unterirdischen Bunkersystem diverse Gerätschaften in Gang bringen, bis sich der Zugang öffnet und wir endlich das große Geheimnis der Katastrophe lüften dürfen, welches zugegebenermaßen nicht der größte Twist ist, aber gut durchdacht einen Aha-Effekt auslöst.
Heil dir Oberon
Ständig bekommen wir den Namen Oberon als Schuldigen um die Ohren geworfen. Manche wollen ihn tot sehen, manche huldigen ihn. Was es damit auf sich hat, sei natürlich nicht erwähnt.
Gameplay ist solide. Die Steuerung flüssig und intuitiv. Inventar und Handhabung überschaubar. Die Welt von Atomfall ist ebenfalls nicht die größte an sich, jedoch wunderschön zerstört gestaltet. Die Charaktere sind etwas oberflächlich ausgefallen und entsprechen Stereotypen. Die britische Sprachausgabe ist wahnsinnig gut gelungen und verleiht dem Untergangsszenario die kleine aber feine Würze.
Levelsystem gibt es als solches nicht. Man findet diverse Lehrbücher und kann so neue Fähigkeiten freischalten, welche man im Anschluss erlernen kann. Erlernt werden diese ebenfalls mit gefundenen Leistungssteigerungen. Also ist der Kill-Count prinzipiell egal. Suchen ist angesagt. Ich habe Atomfall nicht am schwersten Schwierigkeitsgrad gespielt. Ich empfand das Spiel herausfordernd aber nicht brutal schwer. Genau richtig meiner Meinung nach!
Nun zu dem doch etwas negativen Punkten. Nach knapp 10 Spielstunden befand ich mich bereits im Endgame. Das ist für einen so gut angepriesenen Titel dann doch etwas wenig, zumal die Story viel mehr hergegeben hätte. Schade. Auch war das Voranschreiten im Hauptquest etwas verwirrend. Man muss Atombatterien sammeln und im Bunker einsetzen um zum Atomreaktor voran zu kommen. Diese kann man mühsam am Rande der Maps suchen und sich durch die Fraktionsgegner durchschießen … oder man überwältigt einfach die herumstreifenden Riesenroboter und klaut deren Batterien.
Ihr mögt nun vermuten, dass diese sauschwer zu legen sind? Falsch gedacht … sie lassen sich relativ leicht umnieten, um so an die wertvolle Batterie zu kommen. So stand ich bereits nach vier Spielstunden vor der letzten Türe im Atomreaktor … gewollt? Na ich weiß nicht. Erinnerte mich ein wenig an Prey, dessen frühes Spielende man auch fast zu einfach und zu rasch herbeiführen konnte … naja.