In einer Zeit, in der selbst umfangreiche AAA-Titel oft nach 20-30 Stunden ihren narrativen Höhepunkt erreichen, wagt Kojima Productions einen radikalen Gegenentwurf: Death Stranding 2: On the Beach wird nach neuesten Berichten eine Hauptstory von etwa 75 Stunden Spielzeit bieten. Diese bemerkenswerte Enthüllung stammt aus einem kürzlich veröffentlichten Preview-Artikel von Eurogamer, der von Push Square aufgegriffen wurde. Das renommierte Spielemagazin durfte bereits 30 volle Stunden mit dem heißersehnten Sequel verbringen – was laut offizieller Aussage von Kojima Productions lediglich 40 Prozent der Haupthandlung abdeckt.
Selbst für den notorisch ausschweifenden Schöpfer der Metal Gear Solid-Reihe stellt diese Dimension einen beispiellosen Quantensprung dar. Der ursprüngliche Death Stranding-Titel, bereits als episch empfunden, verblasst im direkten Vergleich zu seinem ambitionierten Nachfolger.
Zwischen zwei Kontinenten: Neue Schauplätze erweitern den Kojima-Kosmos
Die jüngste Welle von Hands-on-Previews enthüllte zudem faszinierende Details zur Spielwelt. Während das Original hauptsächlich in einer post-apokalyptischen Version der Vereinigten Staaten angesiedelt war, wagt Death Stranding 2 den Sprung über den Ozean und entführt die Spieler nach Mexiko und Australien. Diese geografische Expansion verspricht nicht nur optische Abwechslung, sondern eröffnet Kojima neue narrative Möglichkeiten, seine eigenwillige Vision einer fragmentierten Zukunftswelt weiterzuentwickeln.
Die Wahl dieser Schauplätze ist bemerkenswert, da beide Länder – im Gegensatz zum weitgehend urbanen Japan oder den technologisch fortschrittlichen USA – weitläufige, menschenleere Landschaften bieten, die perfekt zur isolierten Atmosphäre der Death Stranding-Welt passen. Gleichzeitig ermöglicht die kulturelle Vielfalt dieser Regionen neue thematische Ebenen, die Kojima zweifellos mit seiner charakteristischen Mischung aus philosophischer Tiefe und exzentrischer Symbolik ausschöpfen wird.
Evolutionäre Kampfsysteme: Von der Flucht zur aktiven Konfrontation
Eine signifikante Weiterentwicklung zeichnet sich im Bereich der Spielmechaniken ab. Während der Vorgänger das Vermeiden von Konfrontationen in den Mittelpunkt stellte und Kampf oft als letzte Notlösung präsentierte, scheint Death Stranding 2 ein deutlich robusteres und vielseitigeres Kampfsystem zu implementieren. Die Previews sprechen von einem erweiterten Waffenarsenal sowie verfeinerten Kampf- und Schleichmechaniken.
Diese Evolution könnte die kritisierte Monotonie des ersten Teils beheben, ohne dabei die einzigartige Identität des Spiels zu kompromittieren. Die Balance zwischen friedlichem Verbinden und notwendiger Konfrontation könnte Death Stranding 2 zu einem deutlich abwechslungsreicheren Spielerlebnis machen, das sowohl Fans des Originals als auch Neulinge anspricht.
Zeitfaktor als Herausforderung: Wie viel Kojima ist zu viel?
Die schiere Länge des Titels wirft jedoch auch Fragen auf. In einer Ära, in der Spieler zunehmend mit begrenzten Freizeit-Ressourcen jonglieren müssen, stellt ein 75-Stunden-Epos eine nicht unerhebliche Verpflichtung dar. Dies gilt umso mehr, wenn man bedenkt, dass die angegebene Spielzeit sich ausschließlich auf die Hauptstory bezieht. Mit Nebenaufgaben, Erkundung und dem für Kojima typischen Sammelsurium an Geheimnissen und Extras dürfte die Gesamtspielzeit problemlos die 100-Stunden-Marke überschreiten.
Die kritische Frage lautet daher: Wird Death Stranding 2 seine immense Länge rechtfertigen können? Kojimas Stärke liegt seit jeher in seiner einzigartigen narrativen Vision, doch selbst seine treuesten Fans haben gelegentlich die ausufernden Cutscenes und redundanten Spielelemente kritisiert. Die Herausforderung wird darin bestehen, ein Spielerlebnis zu schaffen, das über seine gesamte Länge fesselnd und abwechslungsreich bleibt.
Der Terminkalender des Sommers: Ein strategisches Veröffentlichungsdatum
Mit dem bestätigten Veröffentlichungstermin am 26. Juni für die PlayStation 5 positioniert sich Death Stranding 2: On the Beach strategisch in der traditionell eher ruhigen Sommerperiode des Gaming-Kalenders. Dies könnte sich als kluger Schachzug erweisen, da Spieler möglicherweise mehr Zeit haben, sich in Kojimas ausufernde Vision zu vertiefen, ohne von konkurrierenden Blockbuster-Releases abgelenkt zu werden.