Nur wenige Tage nachdem Entwicklerstudio Sandfall Interactive den Verkaufsmeilenstein von 2 Millionen Exemplaren ihres RPG-Hits Clair Obscur: Expedition 33 verkündet hatte, sorgt nun Michael Douse, Publishing-Direktor bei Larian Studios, mit einer aufsehenerregenden Prognose für Gesprächsstoff. Auf der Social-Media-Plattform X gratulierte Douse dem französischen Entwicklerteam nicht nur zu ihrem beachtlichen Erfolg, sondern prophezeite dem Titel eine noch strahlendere Zukunft – mit potentiellen Verkaufszahlen von 8 bis 10 Millionen Exemplaren.
„Ich hoffe, dass das Spiel, jetzt wo die Mundpropaganda die Kontrolle übernommen hat, sein volles Potential erreichen kann“, schrieb Douse in seiner Würdigung des Clair Obscur-Erfolgs. „Und das sage ich zur Unterstützung der Entwickler und ihrer unglaublichen Leistung. Es hat das Potential, konservativ geschätzt, mindestens 6 Millionen Exemplare zu erreichen. Könnte sogar 8-10 Millionen toppen.“
Rekordverdächtiger Auftakt im RPG-Segment
Bereits in der ersten Verkaufswoche deutete sich die außergewöhnliche Zugkraft des atmosphärischen Rollenspiels an. Laut Analysedaten von Alinea Analytics wurden auf Steam allein mehr als 785.000 Exemplare abgesetzt – eine beeindruckende Zahl, die die Erstwochen-Verkäufe bedeutender Genre-Konkurrenten wie Metaphor: ReFantazio und Final Fantasy 7 Rebirth um das Doppelte übertrifft.
Dieser phänomenale Erfolg ist umso bemerkenswerter, wenn man bedenkt, dass Clair Obscur: Expedition 33 ein Debütprojekt des französischen Studios darstellt. Die Kombination aus einzigartiger visueller Ästhetik, komplexen narrativen Strukturen und taktischen Kampfsystemen scheint einen Nerv bei Rollenspielfans getroffen zu haben, der weit über die üblichen Genregrenzen hinausreicht.
David gegen Goliath: Der unerwartete Nutzen der Oblivion-Konkurrenz
Als Bethesda überraschend The Elder Scrolls 4: Oblivion Remastered im gleichen Zeitraum veröffentlichte, wurden zunächst Befürchtungen laut, der RPG-Gigant könnte dem Newcomer die Aufmerksamkeit rauben. Doch das Gegenteil scheint der Fall gewesen zu sein, wie Matt Handrahan, Senior Portfolio Manager bei Publisher Kepler Interactive, ausführt.
„Wir waren uns immer bewusst, dass Expedition 33 eine sehr spezifische Identität hat“, erläutert Handrahan. „Aus meiner Zeit in der Presse weiß ich, dass westliche und japanische RPGs unterschiedliche Anreize bieten und verschiedene Zielgruppen ansprechen. Ich kannte viele Menschen, die ein Elder Scrolls-Spiel spielen würden, aber nicht unbedingt Final Fantasy – und umgekehrt.“
Die Nähe zum Oblivion-Release erwies sich letztendlich sogar als Katalysator für den Erfolg. „Als wir an der Reihe waren, hatten wir bereits unsere eigene Dynamik entwickelt und waren ziemlich zuversichtlich, dass wir neben Oblivion bestehen könnten“, fährt Handrahan fort. „Es gab andere Aspekte wie unseren Preis und die Verfügbarkeit im Game Pass… wir wussten, dass das Spiel auf großes Interesse stoßen würde. Und tatsächlich schien die zeitliche Nähe zu Oblivion uns überhaupt nicht zu schaden. In vielerlei Hinsicht lenkte es einfach die Aufmerksamkeit auf qualitativ hochwertige RPGs in dieser Woche, und alle dachten und sprachen über das Genre.“
Genre-Grenzen verschwimmen: Westliche Präzision trifft auf östliche Tiefe
Was Clair Obscur: Expedition 33 besonders auszeichnet, ist die gelungene Fusion verschiedener RPG-Philosophien. Während das Spiel mit seinem rundenbasierten Kampfsystem eher an japanische Genre-Traditionen anknüpft, orientieren sich die narrative Struktur und die moralischen Entscheidungssysteme stärker an westlichen Vorbildern. Diese Hybridisierung scheint den Zeitgeist perfekt zu treffen und könnte ein Wegweiser für zukünftige Genre-Entwicklungen sein.